Kath. Pfarrei  St. Jakobus Thurndorf
Die Pfarrkirche St. Jakobus - Baugeschichte
(Text von Gerhard Dettenhöfer, Bilder von Thomas Looshorn und Manfred Schaller)



Die Pfarrkirche erhebt sich hoch inmitten der Ortschaft. Der gepflasterte Weg zur Kirchentüre führt den Besucher zunächst durch einen Torbogen, auf dem der Hl. Nepomuk, ursprünglich ja ein böhmischer Brückenheiliger, seinen Platz gefunden hat. Die Figur trägt unterhalb des Sockels eine Inschrift, welche die Jahreszahl der Aufstellung mit 1739 angibt.
Der Friedhof, dessen Erweiterung derzeit geplant wird, und das äußere Erscheinungsbild des Gotteshauses machen einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck.
Dieses gepflegte Erscheinungsbild der Pfarrkirche war jedoch nicht immer so. Wie aus den folgenden Zeilen ersichtlich wird, waren die Wirren und Verhältnisse der Geschichte, sowie auch das Engagement der Bevölkerung und des jeweiligen Pfarrherrn ausschlaggebend für den Zustand des Gotteshauses.
Über die Entstehung der Kirche sind keine Urkunden bzw. Quellen zu finden. Frühere Chronisten wissen aber zu berichten, das "vor der Burg ein romanisches Kirchlein stand, wovon jedoch keine Überreste mehr vorhanden sind".
An derselben Stelle entsteht aus der romanischen Burgkapelle zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert ein gotisches Kirchlein, wofür man während der Renovierungsarbeiten im Jahre 1903 Beweise fand, als man beim Durchbrechen der Chorfenster auf typisches, gotisches Mauerwerk stieß. Die Ausgrabungen und Untersuchungen der alten Schlossanlage, auf dem neuen Friedhofsareal, sind weitere Beweise für das, was bisher aus den Erzählungen der Chronisten überliefert wurde. Um das Jahr 156o wurde die Kirche vergrößert und mit einem Turm versehen. Wie die Kirche in dieser Zeit ausgesehen hat, liefert uns die Baubeschreibung des Auerbacher Maurermeisters Michael Dorner, der die Kirche 181o, also vor ihrer Erweiterung auf die heutige Größe, besichtigte:
 "Die Pfarrkirche zu Thurndorf ist mit Einschluss des Presbyteriums 76 Schuh lang und zur Breite 29 1/2 Schuh. Die Kirche ist gotisch gewölbt so auch die Sakristei. Der Turm ist an die Kirche gesondert angemauert und mit Schiefer gedeckt".

Unter Pfarrer Weich wird die gotische Kirche, die auf Seite 1 beschrieben wurde, vergrößert. Der Hauptgrund dürfte allerdings nicht nur der Platzmangel, sondern der von vielen Seiten kritisierte, schlechter Zustand der Kirche sein. So schrieb der Gutachter der Kammer des Innern am 24. l0. 1810 über den Zustand der Pfarrkirche an das Landgericht Eschenbach:

 "Die Pfarrkirche und der Turmbau zu Thurndorf befinden sich in einem baufälligen Zustand, dass zur Verhinderung des Einsturzes mithin zur Beseitigung größeren Schadens ohne Aufschub eine Hauptreparatur vorgenommen werden muss. Nach der weitern ermitterlichten Anlage ist dieses Gotteshaus mittellos und kann zu seiner Wiederherstellung aus eigenem Vermögen nichts entbehren."
Dieser Sachverhalt, dass auch damals das leidige Geld fehlte, war der Hauptgrund, dass sich die Vergrößerungs- und Renovierungsarbeiten über sechs Jahre hinzog. Im Jahre 1816 konnte dann Pfarrer Weich die Abschlussrechnung seiner Pfarrgemeinde präsentieren, die eine Gesamtbausumme von 2186 fl (Gulden) 9 Kr (Kreuzer) ausweist.

Die Grabplatte im Chorbogen, wurde zu Ehren des damaligen Pfarrers Weich gesetzt, der im unermüdlichen Einsatz für seine Pfarrkirche tätig war, selbst Geld für den Ausbau gab und auch seine Arbeitskraft zur Verfügung stellte.

Im Jahre 1902 wurde auf Anregung von Pfarrer Barnickel im Kirchenverwaltungsrat beschlossen, das Gotteshaus neu restaurieren zu lassen. Da aber in der Kirchenkasse kein Geld war und das Metropolitankapitel einen Finanzierungsplan haben wollte, einigte sich die Thurndorfer Kirchenverwaltung von
der Raiffeisenkasse ein Darlehen in Höhe von 4ooo Mark aufzunehmen und dieses im Finanzierungsplan als wohltätiges Geschenk eines Spenders auszuweisen. Als die Königliche  Regierung der Oberpfalz hinter diesen Schwindel kam, schickten sie an Pfarrer Barnickel ein rügendes Schreiben: "Die Kirchenverwaltung
Thurndorf hat während der Verhandlungen über die Kirchenrestauration wiederholt die tatsächlich unzutreffende Angabe in ihre Beschlüsse aufgenommen, dass von den Restaurationskosten der größere Betrag durch ein von einem Wohltäter verabreichtes Geschenk von 4ooo Mark gedeckt sei. In Wirklichkeit war die
Kirchenverwaltung nie im Besitz eines solchen Geschenks, sondern sie beschaffte sich die erforderlichen Mittel in der Hauptsache ohne Kuratelgenehmigung durch Aufnahme eines Anleihens von 42oo Mark beim Darlehenskassenverein. Ein derartiges Verfahren muss als höchst bedenklich und ungehörig bezeichnet werden. Dem Vorstande der Kirchenverwaltung ist hiermit in Übereinstimmung mit dem erzbischöflichen Metropolitankapitel eine ernste Missbilligung auszusprechen.“

Als dieses Schreiben jedoch bei Pfarrer Barnickel eintraf, waren die Renovierungsarbeiten längst abgeschlossen. Pfarrer Barnickel, der mit seinen vorgesetzten Dienststellen laufend Querelen hatte und für seine bissigen Bemerkungen über den bürokratischen Verwaltungsapparat bekannt war, vermerkte auf diesem Schreiben folgendes: "ESEL!" Womit hätte ich die vielen Tausende bezahlen sollen, wenn ich keine Mittel gehabt hätte. Kein Pfennig ist bei den Arbeitsleuten ausständig. Das Raiffeisenkapitel zahlt sich spielend ab. "HALT" ich hatte sogar mehr, aber Euch bindet man’s nicht auf die Nase! Dazu braucht man keine so teuer bezahlten Oberbonzen, Freimaurer und dergl. Selbstverständlich hätte ich die Kirche erst einfallen lassen sollen, bis alles seinen amtlichen Schneckenweg gegangen ist."

Ob sich Pfarrer Barnickel in seinem Rechtfertigungsschreiben an die königlichen. Regierung der Oberpfalz ebenso derb ausdrückte, ist nicht bekannt.

Da Pfarrer Barnickel, um die Renovierung schnell über die Bühne zu ziehen, keine Sachverständigen zu Rate zog, ließ er die Kirche nach seinem Geschmack renovieren. Somit ist es nicht verwunderlich, dass manche seiner Maßnahmen heute auf reiche Kritik stoßen, da diese den ursprünglichen Charakter der Kirche negativ beeinflusste. Ich will an dieser Stelle diese Maßnahmen von Pfarrer Barnickel nur ganz kurz aufzeigen:

- Verengung des zu weit gespannten Chorbogens (baufällig)

- Einsetzen von neuen, farbigen Fenstern

- Veränderung der Altäre, durch neue Figuren: Hl. Jakobus, Tragmadonna aus Gips, Herz-Jesu- Statue, Hl. Aloysius (diese wertlose Gipsfigur wurde gegen Engelsfiguren aus Holz eingetauscht).

Mittlerweile stehen diese Maßnahmen bereits wieder unter Denkmalschutz.

Selbstverständlich hatte diese Renovierung zu Beginn des lezten Jahrhunderts seine Berechtigung, es wurden ja auch die wertvollen Sachen der Kirche einer Überholung unterzogen.

Das Gotteshaus wurde dann in den Jahren 1950-1953 und 1970-1973 einer weiteren Renovierung unterzogen, wobei 1970/73 mehr das "technische im Vordergrund stand". So wurden Elektroheizung, Lautsprecheranlage, Liederanzeigetafel und eine neue Orgel installiert, sowie ein Volksaltar aus dem alten Speisgitter geschaffen. Die letzte umfassende Innen- und Außenrenovierung lief ab 1990.

Den Blickfang in der Kirche stellt wohl der mächtige Barockaltar dar, der aus dem Jahr 1750 stammen dürfte. In der Mitte steht der Schutzheilige des Gotteshauses. Der Hl. Jakobus. Diese Figur wurde, wie bereits erwähnt erst 1903 angeschafft. Vorher hing in dieser Nische ein wertvolles Ölgemälde desselben Heiligen, das den Apostel auf einen Schimmel reitend darstellt. Dieses Bild ist heute an der südlichen Kirchenwand zu bewundern.

Die anderen Heiligenfiguren stammen alle aus der Zeit der Entstehung des Altars. Einer gleichen Veränderung wurde der heutige Herz-Jesu-Altar unterworfen. Die Statue wurde ebenfalls erst 1903 aufgestellt. Vorher hing im Altar ein Ölgemälde über die Abendmahlsfeier des Herrn. Dieses Kunstwerk ist auf der Empore zu finden. Genauso erging es dem Marienaltar, der früher auch der "Kreuzigungsaltar" genannt wurde, weil in ihm ein Kreuzigungsgemälde hing, welches heute im Altarraum seinen Platz hat. Die Muttergottesfigur, die heute in der Nische steht, war vor 1903 in einem Glaskasten an der nördlichen Kirchenmauer ausgestellt.

Erwähnen möchte ich noch die Vielzahl der sehenswerten Figuren, weiteren Gemälde usw., die das Kircheninnere zieren. Doch hier vermag das sehende Auge mehr auszurichten, als eine noch so interessante Beschreibung.

Die Theophilusglocke

Die Pfarrkirche zu Thurndorf hätte noch viele "Schmankerln", die es wert zu beschreiben wären. Aus dieser Vielzahl ragt jedoch ein besonderes hervor, das wir im Turm der Kirche finden. Der beschwerliche Aufstieg in luftige Höhen belohnt aber den Besucher. Denn im Turm hängt eine Rarität, die sog. Theophilusglocke, die eine kostbare Arbeit uralter Handwerkskunst darstellt. Diese Glocke, sie nimmt sich neben den anderen drei großen Glocken als Zwerg aus, hat lediglich einen Durchmesser von 36 cm und eine Höhe von 4o cm. Ihr Name lässt jedoch nicht den Schluss zu, dass sie dem Heiligen dieses Namens geweiht wäre, sondern weil sie zu den raren Glocken Deutschlands gehört, die so gegossen wurden, wie sie im Jahre 1123 der Benediktinermönch Theophilus beschrieb.Wenn wir vor diesem ehrwürdigen Stück Kulturgeschichte stehen, fällt der Blick auf romanische Großbuchstaben (Majuskeln); WOLFGERUS ME FECIT, was übersetzt heißt „Wolfger hat mich gemacht“. Ich würde die Form der Glocke mit einem gut proportionierten Bienenkorb vergleichen. Leider sind auf der Glocke keine Angaben über das Jahr ihrer Geburt. Sachverständige schätzen, dass die Glocke etwa 950 Jahre alt sein dürfte, was am Namen "Wolfger" = Speer und an den primitiven romanischen Randverzierungen abzuleiten sei. Heute finden wir nur noch zwei weitere Glocken dieses Typs, die eine ist in Theisen (Sachsen), die andere in Ascharn (Thüringen) zu finden. Allerdings übertrifft die Thurndorfer Theophilusglocke die anderen beiden an den schöneren Proportionen und an der Sorgfalt der Inschrift. Wenn ein Pfarrangehöriger verstirbt, wird die Theophilusglocke heute noch geläutet.

Neben der Theophilusglocke hängen im Turm noch drei weitere Glocken. Die größte davon hat einen Durchmesser von 110 cm und ist mit Reliefbildern der St. Katharina und des St. Jakobus geschmückt. Sie trägt die Umschrift:"

Haec campana fusa et consecrata est in honorem B. M. V. Assumptae S. Jacobi Maioris Apostoli et S. Catarina Martiris. Me fudit Ambergae Magnus Gabriel Beinburg 1726".
Die mittlere Glocke mit einem Durchmesser von 79 cm trägt die Inschrift:
"1772 goß mich Slivius Kleeblatt in Amberg".
Die kleine Glocke hat einen Durchmesser von 66 cm. Die Umschrift auf dieser
Glocke lautet: "Zu Gottes Lob und Dienst geriet ich. Thoma Pauer zu Amberg goß mich Anno 16oo".

Das Patrozinium

So könnte ich noch eine Menge über die Pfarrkirche schreiben, was jedoch den Rahmen dieser Schrift sprengen würde. Verzichten will ich jedoch nicht auf die Richtigstellung eines bisher weitverbreiteten Irrtums. Bekannt sein dürfte, dass das Patrozinium der Pfarrkirche, d. h. die Schutzherrschaft eines Heiligen über die Kirche, dem Heiligen Apostel Jakobus gewidmet ist. Dies war jedoch nicht immer so. Ursprünglich war das Patrozinium der Pfarrkirche St. Maria, was aus der Ernennungsurkunde von Pfarrer Johann Holl am 15.3. 1527 klar hervorgeht. Lange Zeit vermutete man, dass der Wechsel zum heutigen Patrozinium auf das Jahr der Erweiterung der Kirche, also 1813 zurückgeht. Meinen Nachforschungen zufolge ist dies auf jeden Fall falsch. Bereits die älteste Kirchenrechnung, die ich finden konnte, sie stammt aus dem Jahre 1643, gibt das Patrozinium mit dem Hl. Jakobus an. Meiner Meinung nach erfolgte der Wechsel von St. Maria zum Hl. Jakobus bereits 1560, als man die alte gotische Kapelle erweiterte. Gestützt wird meine Ansicht darin, dass damals Thurndorf zum lutherahnischen Glauben gewechselt war, der ja eine verstärkte Marienverehrung ablehnte und man zu dieser Zeit auch das Patrozinium wechselte.

Das Fest des heutigen Schutzherrn der Kirche, im Volksmund unsere "Kirwa", feiern die Thurndorfer am 25. Juli.


Die Kalvarienbergkapelle


Der Kalvarienberg, an dessen Fuße Thurndorf ruht, ist in jeder Beziehung ein bedeutender Punkt. Diese Erhebung ist in geologischer, hydrografischer und ethnologischer Hinsicht interessant. So wird der Kalvarienberg bei der Herstellung von Generalstabskarten als trigonometrischer Anhaltspunkt benützt, weshalb bereits 1838 auf Staatskosten ein Türmchen auf die Kalvarienbergkapelle aufgesetzt wurde. Auf dem Kalvarienberg genießt man nach allen Seiten, besonders bei klarem Wetter eine herrliche Aussicht, die von den schwarzen Basaltkuppen des Rauhen Kulms, bis zu den Gipfeln des greifbar nahe scheinenden Fichtelgebirges und des Steinwaldes im Osten reicht. Im Süden können wir den Mariahilfberg bei Amberg, den Annaberg bei Sulzbach und sogar die Berge Veldenstein und Hartenstein seilen. Gegen Westen gewandt liegt vor uns die große Reihe der Juraberge von Hersbruck bis Pegnitz. Im Norden sehen wir die Orte Creußen und Bayreuth, bei guter Sicht auch die alte Markgrafenstadt Kulmbach mit der Veste Plassenburg.

Die Grundsteinlegung der Kalvarienbergkapelle dürfte im Jahre 1752 stattgefunden haben, wobei diese Kapelle eine auf dem Berg errichtete Kreuzigungsgruppe ablöste. Die Jahreszahl der Erbauung, sowie das Jahr der Erweiterung 1792 unter Pfarrer J. B. Weich, sind in den Sandstein des Baues über dem Portal eingemeißelt.

Die Erweiterung dürfte wegen dem regen Zulauf zu den jährlich zweimal gehaltenen Gottesdiensten, am "Schmerzhaften Freitag" und am "Portijuncularsonntag" nötig gewesen sein, da der Papst für diese Gottesdienste einen Ablass genehmigt hatte. Dieser Ablass für die Gottesdienste der Kalvarienbergkapelle lässt sich erstmals für das Jahr 1762 urkundlich nachweisen. Das Ablassschreiben ist ausgestellt von Papst Clemens XII. am 25. März des Jahres 1762 und zwar für den Tag der Jungfrau Maria. Somit dürften die Aussagen der Einheimischen belegt sein, die erzählen, dass die Kalvarienbergkapelle früher ein gut besuchter Wallfahrtsort war. Es lassen sich auch bis in die 50er Jahre Gottesdienste nachweisen, die jedoch in dem Maße abnahmen, wie der Bauzustand der Kapelle zusehends schlechter wurde.

Erst nach 15o Jahren konnte man sich für eine erste Reparatur entscheiden. So wurde im Jahr 1919, nachdem ein Sturm das alte Schindeldach abgedeckt hatte, der Dachstuhl mit verzinktem Blech bedeckt. Eine weitere, diesmal jedoch umfassendere Renovierung, wurde 1958 abgeschlossen.

1969 wurde die Kapelle ausgeraubt, das wertvolle Kreuzigungsgemälde wurde aus dem Rahmen geschnitten, ebenso wurden die geschnitzten Wangen der Kirchenbänke kurzerhand abgesägt. Fast für ein Jahrzehnt verfiel das Gebäude zusehends. Nach einer grundlegenden Innen- und Außenrenovierung in den 80er Jahren erfreut sich das kleine Gotteshaus wieder großer Beliebtheit. In den Sommermonaten finden regelmäßige Gottesdienste statt.

Die Kirche Hl. Blut - die Heinersreuther Waldkapelle


Auf dem Weg zwischen Thurndorf und Heinersreuth liegt mitten im Wald des Kitschenrains eine kleine Kirche, welche der Mutter Gottes geweiht ist. Im Volksmund wird sie auch Heinersreuther Waldkapelle genannt. Beschützt von uralten, riesigen Linden, an denen noch die Totenbretter vieler Verstorbener hängen, finden wir friedlich und idyllisch diese Kirche, deren ruhige Lage dem
Besucher zu Gebet und Meditation einlädt, wofür wir in unserem hektischen Alltag kaum Zeit mehr finden.

Über die Entstehung der Kirche existiert eine Legende, die sich in der Urkunde des Grundsteinlegers, Pfarrer Ackermann, niedergeschrieben findet. So soll eine Kopie des Bildes von Neukirchen zum hl. Blut, die der Zimmermann Johann Wolffinger aus Dankbarkeit wegen der Heilung seines Fußes im Kitschenrain aufhängte, der Grundstein für den Bau einer zunächst kleinen Kapelle gewesen sein.

Dieses Bild, das der Zimmermann im Wald an einem Baum geheftet hatte, finden wir im Hochaltar der heutigen Kirche wieder. Es zeigt die Mutter Gottes, der ein wildschauender Hussitenkrieger den Kopf spaltet. Vor diesem Bild häuften sich dann die Opfergaben und Wallfahrten, dass man sich entschloss diese kleine Kapelle auf die heutige Größe zu erweitern. Dies geschah im Jahr 1739. Im Jahr 1978 wurden die Renovierungsarbeiten, die über 4 Jahren liefen, abgeschlossen. Diese umfassende Instandsetzung war nötig, da seit der Erbauung der Kirche keinerlei Reparaturen durchgeführt worden waren.

Ein Blick in die Kirche bestätigt die Aussagen der Sachverständigen, dass die renovierte Kirche wohl eine der schönsten Barockkirchen der Oberpfalz sei. Die Altäre stammen alle aus der Zeit zwischen 171o und 175o. Interessant sind die unter dem alten Anstrich entdeckten sog. Apostelkreuze und zahlreich vorhandenen Votivtafeln. Diese haben jeweils jene Leute anfertigen lassen, deren Gebet erhört worden ist. In einem Situationsbild ist das Gebrechen, oder Anliegen,
das erhört worden ist, festgehalten und mit dem Spruch " Maria hat geholfen " versehen.

Eine besondere Anziehungskraft übt diese Kirche jeweils am ersten Sonntag im Juli aus, denn an diesem Tag feiern die Heinersreuther ihr Patrozinium. Das alljährliche Triduum, das jeweils von Freitag bis Sonntag dauert, wird von vielen Gläubigen und Gästen besucht. Eine Brotzeit im dazu eigens aufgestelltem Festzelt ist obligatorisch.

Sonstige Kapellen

Neben der Pfarrkirche, der Kirche Hl. Blut und der Kalvarienbergkapelle, finden wir in der Pfarrei noch eine Reihe weiterer Kapellen, die sich mit Ausnahme der Mariahilfskapelle, in Privatbesitz befinden.



Die Mariahilfskapelle wurde 1717 am südlichen Ortseingang errichtet und ist seit ihrer Renovierung im Jahre 1972 ein kleines "Schatzkästlein". Bemerkenswert ist der kleine, aus Holz geschnitzte Altar, dessen Mittelpunkt ein Mariengemälde darstellt. Die gelungene Nachbildung des sog. Passauer Gnadenbildes zeigt die Muttergottes mit "12 Sternen um das Haupt, Rosen und Lilien auf demselben". Dieses Bildnis soll nach der Überlieferung von der Thurndorfer Familie Buchfelder aus Wien hergebracht worden sein. Als erwiesen gilt, dass das Bild vor 1814 in der Pfarrkirche neben dem Marienaltar gehangen hat.

Am südwestlichen Ortsausgang finden wir die in den 4oer Jahren dieses Jahrhunderts erbaute, dem Herzen Jesu geweihte, " Forstwartskapelle ". Sie wurde aus Dankbarkeit für den überstandenen I. und II. Weltkrieg von der Familie Müllner erbaut.

Am entgegengesetzten Ende des Dorfes steht die "Barbarakapelle", die sich im Besitz der Familie Schatz befindet. Über dem Portal im Stein eingemeißelt ist die Jahreszahl 1828. Der Grund der Erbauung ist nicht bekannt.

Nur einen kleinen Fußmarsch entfernt, liegt im "Birkig" eine kleine Kapelle, die aus Dankbarkeit für die glückliche Überwindung des II. Weltkrieges gebaut wurde. Das Versprechen, jährlich am Dreifaltigkeitssonntag eine Wallfahrt dorthin zu machen, ist jedoch seit einiger Zeit eingeschlafen.

Die Vielzahl der Marterln und Kreuze, die in unseren Fluren verteilt sind, würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Dem Wanderer, der bei seinen Spaziergängen diesen religiösen Zeugen begegnet sind sie Zeichen einer tiefen Religiosität aus alter Zeit.

Wie bereits eingangs erwähnt, vermögen diese wenigen Zeilen nur einen geringen Bruchteil der vielfältigen Ereignisse in der Kirchengeschichte Thurndorfs aufzuzeigen. Allerdings dürfte aus diesem geschichtlichen Überblick eines ganz klar hervorgehen: Segensreich und wirkungsvoll wurde dann gearbeitet, wenn die Pfarrangehörigen hintereinander standen und Hand in Hand
arbeiteten. Rückschläge gab es, wenn es den Gläubigen an Engagement für ihre Pfarrgebäude und auch in ihrer Einstellung ihrem Nächsten gegenüber fehlte.

Die letzten Jahre haben jedoch bewiesen, dass in der Pfarrei Thurndorf ein gesunder Kern an Menschen vorhanden ist, die uneigennützig am Wirken in der Pfarrei mitmachen. Nur so wird unsere Pfarrei weiterhin Bestand haben und sich weiter entwickeln können. Nach wie vor gilt ein Wort, das der große Pädagoge Pestalozzi einst gesprochen hat: „Geschichte und Erfahrung lehren, dass die Kräfte der Menschen und ganzer Geschlechter schwinden, wenn sie dahin gebracht werden, zu glauben, es sorge jemand ohne ihr Zutun an Leib und Seele für sie.“

Kath. Pfarrei St. Jakobus Thurndorf
 Hauptstraße 7, 91281 Kirchenthumbach

Email: pfarrei.thurndorf@erzbistum-bamberg.de
www.st-jakobus-thurndorf.de