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Kath.
Pfarrei St. Jakobus Thurndorf |
Die Pfarrkirche St.
Jakobus - Baugeschichte
(Text von Gerhard
Dettenhöfer, Bilder von Thomas Looshorn und Manfred Schaller)
Die
Pfarrkirche erhebt sich hoch inmitten der Ortschaft. Der gepflasterte
Weg zur Kirchentüre führt den Besucher
zunächst durch
einen Torbogen, auf dem der Hl. Nepomuk, ursprünglich ja ein
böhmischer Brückenheiliger, seinen Platz gefunden
hat. Die
Figur trägt unterhalb des Sockels eine Inschrift, welche die
Jahreszahl der Aufstellung mit 1739 angibt.
Der Friedhof, dessen Erweiterung derzeit geplant wird, und das
äußere Erscheinungsbild des Gotteshauses machen
einen sehr
sauberen und gepflegten Eindruck.
Dieses gepflegte Erscheinungsbild der Pfarrkirche war jedoch nicht
immer so. Wie aus den folgenden Zeilen ersichtlich wird, waren die
Wirren und Verhältnisse der Geschichte, sowie auch das
Engagement
der Bevölkerung und des jeweiligen Pfarrherrn ausschlaggebend
für den Zustand des Gotteshauses.
Über die Entstehung der Kirche sind keine Urkunden bzw.
Quellen zu
finden. Frühere Chronisten wissen aber zu berichten, das "vor
der
Burg ein romanisches Kirchlein stand, wovon jedoch keine
Überreste
mehr vorhanden sind".
An derselben Stelle entsteht aus der romanischen Burgkapelle zwischen
dem 13. und 14. Jahrhundert ein gotisches Kirchlein, wofür man
während der Renovierungsarbeiten im Jahre 1903 Beweise fand,
als
man beim Durchbrechen der Chorfenster auf typisches, gotisches
Mauerwerk stieß. Die Ausgrabungen und Untersuchungen der
alten
Schlossanlage, auf dem neuen Friedhofsareal, sind weitere Beweise
für das, was bisher aus den Erzählungen der
Chronisten
überliefert wurde. Um das Jahr 156o wurde die Kirche
vergrößert und mit einem Turm versehen. Wie die
Kirche in
dieser Zeit ausgesehen hat, liefert uns die Baubeschreibung des
Auerbacher Maurermeisters Michael Dorner, der die Kirche 181o, also vor
ihrer Erweiterung auf die heutige Größe, besichtigte:
"Die Pfarrkirche zu Thurndorf ist mit Einschluss des
Presbyteriums 76 Schuh lang und zur Breite 29 1/2 Schuh. Die Kirche ist
gotisch gewölbt so auch die Sakristei. Der Turm ist an die
Kirche
gesondert angemauert und mit Schiefer gedeckt".
Unter Pfarrer Weich wird die gotische Kirche, die auf Seite 1
beschrieben wurde, vergrößert. Der Hauptgrund
dürfte
allerdings nicht nur der Platzmangel, sondern der von vielen Seiten
kritisierte, schlechter Zustand der Kirche sein. So schrieb der
Gutachter der Kammer des Innern am 24. l0. 1810 über den
Zustand
der Pfarrkirche an das Landgericht Eschenbach:
"Die Pfarrkirche und der Turmbau zu Thurndorf befinden sich
in
einem baufälligen Zustand, dass zur Verhinderung des
Einsturzes
mithin zur Beseitigung größeren Schadens ohne
Aufschub eine
Hauptreparatur vorgenommen werden muss. Nach der weitern
ermitterlichten Anlage ist dieses Gotteshaus mittellos und kann zu
seiner Wiederherstellung aus eigenem Vermögen nichts
entbehren."
Dieser Sachverhalt, dass auch damals das leidige Geld fehlte, war der
Hauptgrund, dass sich die Vergrößerungs- und
Renovierungsarbeiten über sechs Jahre hinzog. Im Jahre 1816
konnte
dann Pfarrer Weich die Abschlussrechnung seiner Pfarrgemeinde
präsentieren, die eine Gesamtbausumme von 2186 fl (Gulden) 9
Kr
(Kreuzer) ausweist.
Die Grabplatte im Chorbogen, wurde zu Ehren des damaligen Pfarrers
Weich gesetzt, der im unermüdlichen Einsatz für seine
Pfarrkirche tätig war, selbst Geld für den Ausbau gab
und
auch seine Arbeitskraft zur Verfügung stellte.
Im Jahre 1902 wurde auf Anregung von Pfarrer
Barnickel im Kirchenverwaltungsrat beschlossen, das Gotteshaus neu
restaurieren zu lassen. Da aber in der Kirchenkasse kein Geld war und
das Metropolitankapitel einen Finanzierungsplan haben wollte, einigte
sich die Thurndorfer Kirchenverwaltung von
der Raiffeisenkasse ein Darlehen in Höhe von 4ooo Mark
aufzunehmen
und dieses im Finanzierungsplan als wohltätiges Geschenk eines
Spenders auszuweisen. Als die Königliche Regierung
der
Oberpfalz hinter diesen Schwindel kam, schickten sie an Pfarrer
Barnickel ein rügendes Schreiben: "Die Kirchenverwaltung
Thurndorf hat während der Verhandlungen über die
Kirchenrestauration wiederholt die tatsächlich unzutreffende
Angabe in ihre Beschlüsse aufgenommen, dass von den
Restaurationskosten der größere Betrag durch ein von
einem
Wohltäter verabreichtes Geschenk von 4ooo Mark gedeckt sei. In
Wirklichkeit war die
Kirchenverwaltung nie im Besitz eines solchen Geschenks, sondern sie
beschaffte sich die erforderlichen Mittel in der Hauptsache ohne
Kuratelgenehmigung durch Aufnahme eines Anleihens von 42oo Mark beim
Darlehenskassenverein. Ein derartiges Verfahren muss als
höchst
bedenklich und ungehörig bezeichnet werden. Dem Vorstande der
Kirchenverwaltung ist hiermit in Übereinstimmung mit dem
erzbischöflichen Metropolitankapitel eine ernste Missbilligung
auszusprechen.“
Als dieses Schreiben jedoch bei Pfarrer Barnickel eintraf, waren die
Renovierungsarbeiten längst abgeschlossen. Pfarrer Barnickel,
der
mit seinen vorgesetzten Dienststellen laufend Querelen hatte und
für seine bissigen Bemerkungen über den
bürokratischen
Verwaltungsapparat bekannt war, vermerkte auf diesem Schreiben
folgendes: "ESEL!" Womit hätte ich die vielen Tausende
bezahlen
sollen, wenn ich keine Mittel gehabt hätte. Kein Pfennig ist
bei
den Arbeitsleuten ausständig. Das Raiffeisenkapitel zahlt sich
spielend ab. "HALT" ich hatte sogar mehr, aber Euch bindet
man’s
nicht auf die Nase! Dazu braucht man keine so teuer bezahlten
Oberbonzen, Freimaurer und dergl. Selbstverständlich
hätte
ich die Kirche erst einfallen lassen sollen, bis alles seinen amtlichen
Schneckenweg gegangen ist."
Ob sich Pfarrer Barnickel in seinem Rechtfertigungsschreiben an die
königlichen. Regierung der Oberpfalz ebenso derb
ausdrückte,
ist nicht bekannt.
Da Pfarrer Barnickel, um die Renovierung schnell über die
Bühne zu ziehen, keine Sachverständigen zu Rate zog,
ließ er die Kirche nach seinem Geschmack renovieren. Somit
ist es
nicht verwunderlich, dass manche seiner Maßnahmen heute auf
reiche Kritik stoßen, da diese den ursprünglichen
Charakter
der Kirche negativ beeinflusste. Ich will an dieser Stelle diese
Maßnahmen von Pfarrer Barnickel nur ganz kurz aufzeigen:
- Verengung des zu weit gespannten Chorbogens (baufällig)
- Einsetzen von neuen, farbigen Fenstern
- Veränderung der Altäre, durch neue Figuren: Hl.
Jakobus,
Tragmadonna aus Gips, Herz-Jesu- Statue, Hl. Aloysius (diese wertlose
Gipsfigur wurde gegen Engelsfiguren aus Holz eingetauscht).
Mittlerweile stehen diese Maßnahmen bereits wieder unter
Denkmalschutz.
Selbstverständlich hatte diese Renovierung zu Beginn des
lezten
Jahrhunderts seine Berechtigung, es wurden ja auch die wertvollen
Sachen der Kirche einer Überholung unterzogen.
Das Gotteshaus wurde dann in den Jahren 1950-1953 und 1970-1973 einer
weiteren Renovierung unterzogen, wobei 1970/73 mehr das "technische im
Vordergrund stand". So wurden Elektroheizung, Lautsprecheranlage,
Liederanzeigetafel und eine neue Orgel installiert, sowie ein
Volksaltar aus dem alten Speisgitter geschaffen. Die letzte umfassende
Innen- und Außenrenovierung lief ab 1990.
Den Blickfang in der Kirche stellt wohl der mächtige
Barockaltar
dar, der aus dem Jahr 1750 stammen dürfte. In der Mitte steht
der
Schutzheilige des Gotteshauses. Der Hl. Jakobus. Diese Figur wurde, wie
bereits erwähnt erst 1903 angeschafft. Vorher hing in dieser
Nische ein wertvolles Ölgemälde desselben Heiligen,
das den
Apostel auf einen Schimmel reitend darstellt. Dieses Bild ist heute an
der südlichen Kirchenwand zu bewundern.
Die anderen Heiligenfiguren stammen alle aus der Zeit der Entstehung
des Altars. Einer gleichen Veränderung wurde der heutige
Herz-Jesu-Altar unterworfen. Die Statue wurde ebenfalls erst 1903
aufgestellt. Vorher hing im Altar ein Ölgemälde
über die
Abendmahlsfeier des Herrn. Dieses Kunstwerk ist auf der Empore zu
finden. Genauso erging es dem Marienaltar, der früher auch der
"Kreuzigungsaltar" genannt wurde, weil in ihm ein
Kreuzigungsgemälde hing, welches heute im Altarraum seinen
Platz
hat. Die Muttergottesfigur, die heute in der Nische steht, war vor 1903
in einem Glaskasten an der nördlichen Kirchenmauer ausgestellt.
Erwähnen möchte ich noch die Vielzahl der
sehenswerten
Figuren, weiteren Gemälde usw., die das Kircheninnere zieren.
Doch
hier vermag das sehende Auge mehr auszurichten, als eine noch so
interessante Beschreibung.
Die Theophilusglocke
Die
Pfarrkirche zu Thurndorf hätte noch viele "Schmankerln", die
es wert zu beschreiben wären. Aus dieser Vielzahl ragt jedoch
ein besonderes hervor, das wir im Turm der Kirche finden. Der
beschwerliche Aufstieg in luftige Höhen belohnt aber den
Besucher. Denn im Turm hängt eine Rarität, die sog.
Theophilusglocke, die eine kostbare Arbeit uralter Handwerkskunst
darstellt. Diese Glocke, sie nimmt sich neben den anderen drei
großen Glocken als Zwerg aus, hat lediglich einen Durchmesser
von 36 cm und eine Höhe von 4o cm. Ihr Name lässt
jedoch nicht den Schluss zu, dass sie dem Heiligen dieses Namens
geweiht wäre, sondern weil sie zu den raren Glocken
Deutschlands gehört, die so gegossen wurden, wie sie im Jahre
1123 der Benediktinermönch Theophilus beschrieb.Wenn wir vor
diesem ehrwürdigen Stück Kulturgeschichte stehen,
fällt der Blick auf romanische Großbuchstaben
(Majuskeln); WOLFGERUS ME FECIT, was übersetzt heißt
„Wolfger hat mich gemacht“. Ich würde die
Form der Glocke mit einem gut proportionierten Bienenkorb vergleichen.
Leider sind auf der Glocke keine Angaben über das Jahr ihrer
Geburt. Sachverständige schätzen, dass die Glocke
etwa 950 Jahre alt sein dürfte, was am Namen "Wolfger" = Speer
und an den primitiven romanischen Randverzierungen abzuleiten sei.
Heute finden wir nur noch zwei weitere Glocken dieses Typs, die eine
ist in Theisen (Sachsen), die andere in Ascharn (Thüringen) zu
finden. Allerdings übertrifft die Thurndorfer Theophilusglocke
die anderen beiden an den schöneren Proportionen und an der
Sorgfalt der Inschrift. Wenn ein Pfarrangehöriger verstirbt,
wird die Theophilusglocke heute noch geläutet.
Neben der Theophilusglocke hängen im Turm noch drei weitere
Glocken. Die größte davon hat einen Durchmesser von
110 cm und ist mit Reliefbildern der St. Katharina und des St. Jakobus
geschmückt. Sie trägt die Umschrift:"
Haec campana fusa et consecrata est in honorem B. M. V. Assumptae S.
Jacobi Maioris Apostoli et S. Catarina Martiris. Me fudit Ambergae
Magnus Gabriel Beinburg 1726".
Die mittlere Glocke mit einem Durchmesser von 79 cm trägt die
Inschrift:
"1772 goß mich Slivius Kleeblatt in Amberg".
Die kleine Glocke hat einen Durchmesser von 66 cm. Die Umschrift auf
dieser
Glocke lautet: "Zu Gottes Lob und Dienst geriet ich. Thoma Pauer zu
Amberg goß mich Anno 16oo".
Das Patrozinium
So
könnte ich noch eine Menge über die Pfarrkirche
schreiben, was jedoch den Rahmen dieser Schrift sprengen
würde. Verzichten will ich jedoch nicht auf die
Richtigstellung eines bisher weitverbreiteten Irrtums. Bekannt sein
dürfte, dass das Patrozinium der Pfarrkirche, d. h. die
Schutzherrschaft eines Heiligen über die Kirche, dem Heiligen
Apostel Jakobus gewidmet ist. Dies war jedoch nicht immer so.
Ursprünglich war das Patrozinium der Pfarrkirche St. Maria,
was aus der Ernennungsurkunde von Pfarrer Johann Holl am 15.3. 1527
klar hervorgeht. Lange Zeit vermutete man, dass der Wechsel zum
heutigen Patrozinium auf das Jahr der Erweiterung der Kirche, also 1813
zurückgeht. Meinen Nachforschungen zufolge ist dies auf jeden
Fall falsch. Bereits die älteste Kirchenrechnung, die ich
finden konnte, sie stammt aus dem Jahre 1643, gibt das Patrozinium mit
dem Hl. Jakobus an. Meiner Meinung nach erfolgte der Wechsel von St.
Maria zum Hl. Jakobus bereits 1560, als man die alte gotische Kapelle
erweiterte. Gestützt wird meine Ansicht darin, dass damals
Thurndorf zum lutherahnischen Glauben gewechselt war, der ja eine
verstärkte Marienverehrung ablehnte und man zu dieser Zeit
auch das Patrozinium wechselte.
Das Fest des heutigen Schutzherrn der Kirche, im Volksmund unsere
"Kirwa", feiern die Thurndorfer am 25. Juli.
Die Kalvarienbergkapelle
Der
Kalvarienberg, an dessen Fuße Thurndorf ruht, ist in jeder
Beziehung ein bedeutender Punkt. Diese Erhebung ist in geologischer,
hydrografischer und ethnologischer Hinsicht interessant. So wird der
Kalvarienberg bei der Herstellung von Generalstabskarten als
trigonometrischer Anhaltspunkt benützt, weshalb bereits 1838
auf Staatskosten ein Türmchen auf die Kalvarienbergkapelle
aufgesetzt wurde. Auf dem Kalvarienberg genießt man nach
allen Seiten, besonders bei klarem Wetter eine herrliche Aussicht, die
von den schwarzen Basaltkuppen des Rauhen Kulms, bis zu den Gipfeln des
greifbar nahe scheinenden Fichtelgebirges und des Steinwaldes im Osten
reicht. Im Süden können wir den Mariahilfberg bei
Amberg, den Annaberg bei Sulzbach und sogar die Berge Veldenstein und
Hartenstein seilen. Gegen Westen gewandt liegt vor uns die
große Reihe der Juraberge von Hersbruck bis Pegnitz. Im
Norden sehen wir die Orte Creußen und Bayreuth, bei guter
Sicht auch die alte Markgrafenstadt Kulmbach mit der Veste Plassenburg.
Die Grundsteinlegung der Kalvarienbergkapelle dürfte im Jahre
1752 stattgefunden haben, wobei diese Kapelle eine auf dem Berg
errichtete Kreuzigungsgruppe ablöste. Die Jahreszahl der
Erbauung, sowie das Jahr der Erweiterung 1792 unter Pfarrer J. B.
Weich, sind in den Sandstein des Baues über dem Portal
eingemeißelt.
Die Erweiterung dürfte wegen dem regen Zulauf zu den
jährlich zweimal gehaltenen Gottesdiensten, am "Schmerzhaften
Freitag" und am "Portijuncularsonntag" nötig gewesen sein, da
der Papst für diese Gottesdienste einen Ablass genehmigt
hatte. Dieser Ablass für die Gottesdienste der
Kalvarienbergkapelle lässt sich erstmals für das Jahr
1762 urkundlich nachweisen. Das Ablassschreiben ist ausgestellt von
Papst Clemens XII. am 25. März des Jahres 1762 und zwar
für den Tag der Jungfrau Maria. Somit dürften die
Aussagen der Einheimischen belegt sein, die erzählen, dass die
Kalvarienbergkapelle früher ein gut besuchter Wallfahrtsort
war. Es lassen sich auch bis in die 50er Jahre Gottesdienste
nachweisen, die jedoch in dem Maße abnahmen, wie der
Bauzustand der Kapelle zusehends schlechter wurde.
Erst nach 15o Jahren konnte man sich für eine erste Reparatur
entscheiden. So wurde im Jahr 1919, nachdem ein Sturm das alte
Schindeldach abgedeckt hatte, der Dachstuhl mit verzinktem Blech
bedeckt. Eine weitere, diesmal jedoch umfassendere Renovierung, wurde
1958 abgeschlossen.
1969 wurde die Kapelle ausgeraubt, das wertvolle
Kreuzigungsgemälde wurde aus dem Rahmen geschnitten, ebenso
wurden die geschnitzten Wangen der Kirchenbänke kurzerhand
abgesägt. Fast für ein Jahrzehnt verfiel das
Gebäude zusehends. Nach einer grundlegenden Innen- und
Außenrenovierung in den 80er Jahren erfreut sich das kleine
Gotteshaus wieder großer Beliebtheit. In den Sommermonaten
finden regelmäßige Gottesdienste statt.
Die Kirche Hl. Blut - die
Heinersreuther Waldkapelle
Auf
dem Weg zwischen Thurndorf und Heinersreuth liegt mitten im Wald des
Kitschenrains eine kleine Kirche, welche der Mutter Gottes geweiht ist.
Im Volksmund wird sie auch Heinersreuther Waldkapelle genannt.
Beschützt von uralten, riesigen Linden, an denen noch die
Totenbretter vieler Verstorbener hängen, finden wir friedlich
und idyllisch diese Kirche, deren ruhige Lage dem
Besucher zu Gebet und Meditation einlädt, wofür wir
in unserem hektischen Alltag kaum Zeit mehr finden.
Über die Entstehung der Kirche existiert eine Legende, die
sich in der Urkunde des Grundsteinlegers, Pfarrer Ackermann,
niedergeschrieben findet. So soll eine Kopie des Bildes von Neukirchen
zum hl. Blut, die der Zimmermann Johann Wolffinger aus Dankbarkeit
wegen der Heilung seines Fußes im Kitschenrain
aufhängte, der Grundstein für den Bau einer
zunächst kleinen Kapelle gewesen sein.
Dieses Bild, das der Zimmermann im Wald an einem Baum geheftet hatte,
finden wir im Hochaltar der heutigen Kirche wieder. Es zeigt die Mutter
Gottes, der ein wildschauender Hussitenkrieger den Kopf spaltet. Vor
diesem Bild häuften sich dann die Opfergaben und Wallfahrten,
dass man sich entschloss diese kleine Kapelle auf die heutige
Größe zu erweitern. Dies geschah im Jahr 1739. Im
Jahr 1978 wurden die Renovierungsarbeiten, die über 4 Jahren
liefen, abgeschlossen. Diese umfassende Instandsetzung war
nötig, da seit der Erbauung der Kirche keinerlei Reparaturen
durchgeführt worden waren.
Ein Blick in die Kirche bestätigt die Aussagen der
Sachverständigen, dass die renovierte Kirche wohl eine der
schönsten Barockkirchen der Oberpfalz sei. Die Altäre
stammen alle aus der Zeit zwischen 171o und 175o. Interessant sind die
unter dem alten Anstrich entdeckten sog. Apostelkreuze und zahlreich
vorhandenen Votivtafeln. Diese haben jeweils jene Leute anfertigen
lassen, deren Gebet erhört worden ist. In einem Situationsbild
ist das Gebrechen, oder Anliegen,
das erhört worden ist, festgehalten und mit dem Spruch " Maria
hat geholfen " versehen.
Eine besondere Anziehungskraft übt diese Kirche jeweils am
ersten Sonntag im Juli aus, denn an diesem Tag feiern die
Heinersreuther ihr Patrozinium. Das alljährliche Triduum, das
jeweils von Freitag bis Sonntag dauert, wird von vielen
Gläubigen und Gästen besucht. Eine Brotzeit im dazu
eigens aufgestelltem Festzelt ist obligatorisch.
Sonstige Kapellen
Neben der Pfarrkirche, der Kirche Hl. Blut und der
Kalvarienbergkapelle, finden wir in der Pfarrei noch eine Reihe
weiterer Kapellen, die sich mit Ausnahme der Mariahilfskapelle, in
Privatbesitz befinden.
Die Mariahilfskapelle wurde 1717 am südlichen Ortseingang
errichtet und ist seit ihrer Renovierung im Jahre 1972 ein kleines
"Schatzkästlein". Bemerkenswert ist der kleine, aus Holz
geschnitzte Altar, dessen Mittelpunkt ein Mariengemälde
darstellt. Die gelungene Nachbildung des sog. Passauer Gnadenbildes
zeigt die Muttergottes mit "12 Sternen um das Haupt, Rosen und Lilien
auf demselben". Dieses Bildnis soll nach der Überlieferung von
der Thurndorfer Familie Buchfelder aus Wien hergebracht worden sein.
Als erwiesen gilt, dass das Bild vor 1814 in der Pfarrkirche neben dem
Marienaltar gehangen hat.
Am südwestlichen Ortsausgang finden wir die in den 4oer Jahren
dieses Jahrhunderts erbaute, dem Herzen Jesu geweihte, "
Forstwartskapelle ". Sie wurde aus Dankbarkeit für den
überstandenen I. und II. Weltkrieg von der Familie
Müllner erbaut.
Am entgegengesetzten Ende des Dorfes steht die "Barbarakapelle", die
sich im Besitz der Familie Schatz befindet. Über dem Portal im
Stein eingemeißelt ist die Jahreszahl 1828. Der Grund der
Erbauung ist nicht bekannt.
Nur einen kleinen Fußmarsch entfernt, liegt im "Birkig" eine
kleine Kapelle, die aus Dankbarkeit für die
glückliche Überwindung des II. Weltkrieges gebaut
wurde. Das Versprechen, jährlich am Dreifaltigkeitssonntag
eine Wallfahrt dorthin zu machen, ist jedoch seit einiger Zeit
eingeschlafen.
Die Vielzahl der Marterln und Kreuze, die in unseren Fluren verteilt
sind, würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Dem
Wanderer, der bei seinen Spaziergängen diesen
religiösen Zeugen begegnet sind sie Zeichen einer tiefen
Religiosität aus alter Zeit.
Wie bereits eingangs erwähnt, vermögen diese wenigen
Zeilen nur einen geringen Bruchteil der vielfältigen
Ereignisse in der Kirchengeschichte Thurndorfs aufzuzeigen. Allerdings
dürfte aus diesem geschichtlichen Überblick eines
ganz klar hervorgehen: Segensreich und wirkungsvoll wurde dann
gearbeitet, wenn die Pfarrangehörigen hintereinander standen
und Hand in Hand
arbeiteten. Rückschläge gab es, wenn es den
Gläubigen an Engagement für ihre
Pfarrgebäude und auch in ihrer Einstellung ihrem
Nächsten gegenüber fehlte.
Die letzten Jahre haben jedoch bewiesen, dass in der Pfarrei Thurndorf
ein gesunder Kern an Menschen vorhanden ist, die uneigennützig
am Wirken in der Pfarrei mitmachen. Nur so wird unsere Pfarrei
weiterhin Bestand haben und sich weiter entwickeln können.
Nach wie vor gilt ein Wort, das der große Pädagoge
Pestalozzi einst gesprochen hat: „Geschichte und Erfahrung
lehren, dass die Kräfte der Menschen und ganzer Geschlechter
schwinden, wenn sie dahin gebracht werden, zu glauben, es sorge jemand
ohne ihr Zutun an Leib und Seele für sie.“
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Kath. Pfarrei St. Jakobus
Thurndorf
Hauptstraße 7, 91281 Kirchenthumbach
Email: pfarrei.thurndorf@erzbistum-bamberg.de
www.st-jakobus-thurndorf.de
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